(01.07.06) EGUist


Funbike, Supermoto, Funmoto – egal, wie man sie auch immer nennen mag: Worum es wirklich geht, ist schließlich die Idee, die darunter steckt. Eine Enduro mit 17-Zoll-Straßenreifen, breitem Lenker und einem großen Eintopf mit mächtig Dampf im Kessel. Bingo.
Die Honda FMX erfüllt die meisten dieser Grundvoraussetzungen schon ab Werk. Sie ist ein sehr gelungener Mix aus Straßenmotorrad und Enduro, ist ordentlich verarbeitet, sieht schnittig aus und – das ist auch nicht ganz unwichtig – kostet mit 5790 Euro nun wirklich kein Vermögen. Allerdings hat man bei der Sache mit dem Dampf im Kessel etwas vergessen. Um den günstigen Einstiegpreis zu realisieren und die FMX für Anfänger attraktiv zu machen, wurde zur Motorisierung der robuste, aber technisch schon etwas in die Jahre gekommene Einzylinder der Honda Dominator verwendet, und dieser basiert letztendlich auf dem Single der XL 500 R, anno 1983. Im Laufe der Jahre und besonders aufgrund der sinkenden Grenzwerte für Abgas- und Geräuschemission hat der 644 Kubik große Eintopf in Sachen Leistung und Drehmoment einiges an Federn lassen müssen. Übrig geblieben sind 38 PS, die dem Anfänger und Wiedereinsteiger sicherlich zunächst reichen. Der richtige Funmoto-Kick, den die FMX optisch verspricht, kommt so aber nicht hundertprozentig auf.
Doch es gibt Abhilfe, und die hat einen Namen: EGU-FMX. Ulrich Egetemeir, nimmermüder Einzylinder-Tüftler und Innovationspreisträger aus dem schwäbischen Waiblingen, hat sich der flinken Honda angenommen und ihr einen Nachbrenner eingebaut.
Inhalt dieses Tuning-Pakets ist eine komplette Überarbeitung der Leistungsrelevanten Teile des Einzylinders. Ein geschmiedeter Kolben von Mahle erhöht durch einen Durchmesser von 104 Millimetern den Hubraum auf 696 Kubikzentimeter, gleichzeitig wird in Verbindung mit einer Zylinderkopfüberarbeitung die Verdichtung auf 11 : 1 aufgestockt. Größere Ventile und schärfere Nockenwellen sorgen dafür, dass der 40-Millimeter-Mikuni-Flachschiebervergaser ordentlich Sauerstoff aus dem abgeänderten Lüftfilterkasten schnorcheln kann. Dicke Edelstahlkrümmer und eine Doppelauspuffanlage, ebenfalls nicht rostend, sorgen nicht nur für eine standesgemäße Klangkulisse, sie sind auch mitverantwortlich für das, was am Hinterrad ankommt. Gemessene 53,3 PS bei 5000 Umdrehungen und gut 70 Newtonmeter bei 5200 Touren zeigen, dass der Herr Egetemeir eine ganze Menge von seinem Handwerk versteht.
Äußerlich erkennt man auf den ersten Blick nur eine andere Auspuffanlage, doch schon beim Druck auf den Startknopf verrät ein sich hörbar quälender Anlasser die Anzeichen hoher Verdichtung. Was dann folgt ist im Prinzip bekanntes FMX-Fahren mit immer noch kultiviertem Getriebe, handlichem Fahrwerk und wunderbar aktivem Fahrverhalten. Aber das Schönste ist: Jetzt hat FMX richtig Qualm! Von Anfang an schiebt der neue erwachte Single spürbar kräftiger und will in den ersten zwei Gängen ständig das Vorderrad lupfen. Im mittleren Bereich, besonders im vierten und fünften Gang, ist die Leistungsspitze schön spürbar und lässt bis etwa 5500 Umdrehungen kaum nach.
Dabei kommt das Serienfahrwerk mit der Mehrleistung bestens zurecht: Mit ordentlich Punch aus den Ecken herausbeschleunigen, das Vorderrad heben, die nächste Kurve leicht quer anbremsen, und der Spaß geht von neuem los. Dabei kann man auch im letzten Gang gemütlich durch die Stadt zuckeln, bei Bedarf wird einfach am Griff gedreht, und die Honda stapft nach vorn, bis zur Höchstgeschwindigkeit von 161 km/h.
Gut, eine kleine Investition ist für diese Metamorphose schon nötig. Bei angeliefertem Motorrad stellt EGU 2750 Euro für die Leistungskur in Rechnung. Nimmt man den Kaufpreis dazu, stellt sich die EGU-FMX in etwa auf ein Level mit einer KTM 640 SM, in deren Liga sie dann aber auch beinahe mitspielen kann. Wer sagt denn, dass gute Supermotos immer aus Österreich kommen müssen?

Fazit: Himmel, was für ein Ding! Mit dieser FMX kann man bestens leben. 53 PS und 72 Nm geben der Funmoto genau den Punch, den sie braucht. Und dass das Startprozedere wegen der hohen Verdichtung und des Flachschiebervergasers etwas heikel ist, hat man spätestens nach dem ersten Wheelie vergessen.

Quelle: Motorradfahrer 07/2006
Autor: Marcus Klass


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